- syrische Kunst
- syrische Kunst,die Kunst im Gebiet des heutigen Syrien, im Altertum Teilbereich der Kunst des Alten Orients, und zwar vom 4. Jahrtausend bis zum 6. Jahrhundert v. Chr. im Raum vom südlichen Anatolien über Syrien (mit Nordmesopotamien) und Libanon bis nach Palästina (deshalb auch als syropalästinensischen Raum bezeichnet).In der Frühzeit (Frühsyrisch) wurde v. a. die aufblühende Kultur Südmesopotamiens (Uruk) aufgenommen, und syrische Städte hatten im 3. Jahrtausend v. Chr. teil an der Entfaltung der sumerischen Kunst und Kultur. Nach Uruk weisen erste Tempel von Tell Brak und Habuba Kabira. Im westsyrischen Bereich setzte im agrarischen Amikgebiet (Türkei) eine eigenständige schwarz bemalte Keramik ein und mit den Bronzestatuetten eine Tradition stehender, schreitender, auch sitzender Figuren aus Metall. Im 3. Jahrtausend v. Chr., in der frühdynastischen Epoche Sumers, waren im syrischen Raum neben Tell Brak v. a. Ebla und Mari, daneben Tell Chuera, Tell Lelan und Tell Mozan (in Nordmesopotamien) die mächtigsten Städte. In der Sakralarchitektur wurde die Tradition des axialen syrischen Langraumtempels (langrechteckiger Tempelgrundriss, zum Teil mit Vorraum) begründet. In der Rundplastik entstanden in Tell Chuera, Mari und Ebla Meisterwerke frühsumerischer Kunst, in Ebla auch der frühsumerischen Reliefkunst (Wandverkleidungen).Viele syrischen Städte bestanden auch in der Zeit der Akkader und dann in der Epoche altbabylonischer Kunst weiter (Altsyrisch) und erlebten im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. eine neue Blütezeit; die wichtigsten Städte, in Innersyrien von den Amurru, in Nordmesopotamien auch stark von Hurritern getragen, waren anfangs Ebla und das Ausgrabungen schlecht zugängliche Aleppo, dann traten Karkemisch, Mari, Alalach, Tuttul, Ugarit, Qatna (Zentralsyrien), Byblos, Hazor u. a. hervor. Jetzt waren die Städte (oder ihre Zitadellen) mit mächtigen Stampflehmmauern ummantelt. Es entstanden lang gestreckte Toranlagen. Der Palast von Tuttul ahmt den altbabylonischen Palast des Zimrilim in Mari nach, andere altsyrische Paläste tradieren die frühsyrische Anlage von Ebla, bei der ein hoher ummauerter Audienzhof den Angelpunkt zwischen Palastviertel und Unterstadt bildete. Beispiele altsyrischer Rundplastik sind die Bronzestatuette eines thronenden Herrschers mit Hörnerkrone aus Qatna (Paris, Louvre), ein Kopf aus dem Palast des Jarimlim in Alalach (Antakya, Museum) und die Statue einer Wasser spendenden Göttin aus Mari (Aleppo, Nationalmuseum). Einzigartig in Konzeption und Verarbeitung babylonischer und ägyptischer Elemente (z. B. fürbittende Gottheit, Sphinx) ist die Wandmalerei in Mari (Investitur des Königs Zimrilim u. a.). Aus Ebla stammen aus dem frühen 2. Jahrtausend v. Chr. u. a. ein reliefverziertes Kultbecken mit eher älteren Stilmerkmalen, eine Priesterstatue und mehrere Fragmente von Rundplastik.In der Mitte des 2. Jahrtausends (1600-1200/1100 v. Chr., Mittelsyrisch) dominierte die große Handelsstadt Ugarit, neben ihr bestanden (in der heutigen Türkei) als kleinere nordsyrische Zentren Alalach und Emar sowie nach dem Seevölkersturm Tell Tainat (um 1200 v. Chr.). Der Langraumtempel wurde tradiert, der Palasttyp in der Tradition von Ebla voll ausgebildet (Ugarit). Erstmalig zeigt sich auch ägäischer Einfluss (Elfenbeinreliefs). Die nach wie vor prägende babylonische Kunst wirkte besonders über die Hurriter und das Mitannireich auf die mittelsyrische Kunst (Sitzstatue des Idrimi von Alalach; London, Britisches Museum). Ägyptische Einflüsse erreichten über Ugarit jetzt auch Nordsyrien (in älterer Zeit zeigten v. a. südliche Küstenstädte, z. B. Byblos, ägyptische Einflüsse). Die in einer kleinen Niederlassung (Tell Kamid el-Loz) gefundenen Elfenbeinarbeiten zeigen das hohe Niveau im 14. Jahrhundert v. Chr.Die unter Neusyrisch zusammengefassten künstlerischen Zeugnisse Ende des 2. Jahrtausends und der 1. Hälfte des 1. Jahrtausends v. Chr. (besonders Bronze- und Elfenbeinarbeiten, auch Stelen sowie Monumentalplastik, z. B. der Aramäerfürst Tarhunza von Milid bei Malatya und die über 3 m hohe Herrscherstatue aus Zincirli) sind zum Teil sehr schwer eindeutig der späthethitischen, aramäischen oder phönikischen Kunst zuzuweisen, da alle Werke Einflüsse aus Urartu, Assyrien und Ägypten verarbeiteten. Reste der neusyrischen Baukunst wurden in Karkemisch, Guzana (Tell Halaf) und Zincirli freigelegt. Im Palastbau trat der Hilani-Typ auf, so hat der Palast von Guzana eine breite Säulenhalle vor dem Thronsaal.Land des Baal. Syrien - Forum der Völker u. Kulturen, bearb. v. K. Kohlmeyer u. a., Ausst.-Kat. (1982);S. Mazzoni: Syrien, in: Die illustrierte Weltgesch. der Archäologie, hg. v. L. Fasani (a. d. Ital., 21983);P. Matthiae: I tesori di Ebla (Rom 21985);H. Weippert: Palästina in vorhellenist. Zeit (1988).Weitere Literatur: sumerische Kunst.
Universal-Lexikon. 2012.